Musterung
24. April 2024

Magdalena Kita

FELL

Die Bilderzählungen von Kita funktionieren wie »Trojanische Pferde«, zeigen sie doch vieles, ohne direkt zu verraten, um was es geht. Paradiesische Gleichnisse, religiöse und sozial kodierte Geschlechterverhältnisse werden neu interpretiert. Das zeigt sie auf Vorhängen, Handtüchern oder Tierfellen, die sie Second-Hand erworben hat und die auf ironische Weise als Spiegebilder des aktuellen Way of Life gelesen werden können.

Magdalena Kita, Ausstellungsansicht: Musterung. Pop und Politik in der zeitgenössischen Textilkunst, 2020. Foto: Frank Krüger; courtesy: Kunstsammlungen Chemnitz


Magdalena Kita

geb. 1983, Krakau, Polen, lebt und arbeitet in Köln, Deutschland

Magdalena Kita kreiert kunstvoll illustrierte Visionen aus feministischer Perspektive, indem sie Mythologie, Politik und kunsthistorische Stile der westlichen Gesell- schaften neu mischt. Durch eine unkonventionelle Ästhetik präsentiert sie mit ihren  Arbeiten Bilderzählungen, die wie das »Trojanische Pferd« funktionieren. Kita zeigt auf den ersten Blick vieles und direkt, ohne jedoch ganz zu verraten, um was es sonst noch so alles geht. Während ihre grell bemalten Tierfelle mit erotisch anmutenden Frauen als Motiv eine sinnliche Atmosphäre suggerieren, wird diese durch den Untergrund, die Felle als Trophäen der Jagd, in symbolischen Gleichnissen der Geschlechtsdynamik neu interpretiert. Kita, die sich selbst als Malerin versteht, produziert Bilder als humorvolle Fallen. Diese appellieren an das Unterbewusstsein der Betrachter:innen, stereotype Rollenbilder im Alltag kritisch zu hinterfragen und neu zu denken. Auch ihr großer Bildvorhang einer Strandidylle ist ein Beispiel wie erotisches Kopfkino mit Motiven aus Popkultur und Comic, ebenso wie Selbstdarstellungen in Social Media lustvoll ins Bild gerückt werden kann. Nichts gibt es, was »Frau« nicht kann. Andere Arbeiten sind ironische Spiegelbilder des aktuellen Social Life, wie es  beispielsweise in Kalifornien zelebriert wird. Anfang 2015 castete Kita eine Gruppe wohltrainierter Amateurschauspieler, Surfer und Sportsfreunde für eine Performance im Museum of Contemporary Art San Diego. Die Darsteller sollten dort mit Handtüchern posieren. Auf den Tüchern, die Kita als Requisiten hergestellt hatte, waren Frauen im Pin-Up-Stil abgedruckt. Ein Werbefilm zeigt ein Handtuch in einer familiären Strandszene. Die komplex erotisch aufgeladenen Motive auf den Körpern der Protagonisten geben keine Anhaltspunkte zum sozialen Verhalten und Status der Nutzer und wirken irritierend. Kita propagiert ein naiv-lustvolles Bildprogramm eines frischen, jungen, libertären Feminismus.

Curtain, 2017, Stoff, 540 x 363 cm, courtesy. the artist, Foto: Frank Krüger, courtesy: Kunstsammlungen Chemnitz
Curtain, 2017, Stoff, 540 x 363 cm, und fünf Handtücher aus der Werkserie Californiacation, 2017, Baumwolle, je 180 x 90 cm, courtesy. the artist, Foto: Frank Krüger, courtesy: Kunstsammlungen Chemnitz

White Partisan (On Business), Acryl auf Wildschweinfell, 140 x 100 cm, cortesy: the artist

White Partisan (Paysley Pink Lady), 2016, Acryl auf Wiildschweinfell, 136 x 90 cm, courtesy: the artist
White Partisan, (Labor 1), 2012, Acryl auf Rentierfell,
174 x 119 cm, courtesy: the artist
White Partisan (Guns), 2013, Acryl auf Damhirschfell, 140 x 190 cm, courtesy: the artist