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Eldar Farber (*1970 Tel Aviv-Jaffa, Israel, lebt und arbeitet in Tel Aviv und Berlin)

Der Mensch verbindet mit Orten, an denen er war, an denen er gelebt hat oder die ihm einfach nur aufgrund eines besonderen Ereignisses im Gedächtnis geblieben sind, individuelle und persönliche Wahrnehmungen. Er entwickelt emotionale und sinnliche Verknüpfungen im Gedächtnis. Jeder kennt diese Gefühle. Mit dem Blick auf einen Garten, an dem sich jemand als Kind wohl gefühlt hat, kann nach vielen vergangenen Jahren die Erinnerung an einen speziellen Duft oder ein Geräusch wachgerufen werden, mit einer schmerzvollen Trennung am selben Ort verbindet jemand anderes ein bestimmtes Licht am Himmel oder den Geruch eines heranziehenden Gewitters. Die Orte erzählen uns Geschichten und damit verbundene Assoziationen aus der Vergangenheit. Von den Geschichten der anderen wissen wir oft nichts. Und trotzdem teilen wir diese Orte über viele Jahre hinweg. Wie malt man einen Ort, mit dem jeder Mensch ein individuelles Gefühl verbindet?

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Carl Heumann (1886–1945)

Welch bittere Ironie, daß ein Mensch, der in seiner tiefsten Seele ein deutscher Romantiker war, letztlich von den Nazis als »jüdischer Volksfeind« abgeurteilt wurde.

Thomas Heumann über seinen Vater

Der Bankier Carl Heumann gehörte zu den bedeutendsten Kunstsammler:innen der Stadt Chemnitz. Als Mitinhaber des Chemnitzer Bankhauses Bayer und Heinze, portugiesischer Vizekonsul und ausgewiesener Kenner der deutschen und österreichischen Kunst des 18. bis frühen 20. Jahrhunderts war er in den 1920er und 1930er Jahren Gast auf einschlägigen Auktionen und gefragter Leihgeber seiner bedeutenden Sammlung in ganz Deutschland. Diese beinhaltete vor allem Grafik der Romantik des 19. Jahrhunderts.

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Historische Bilder

Die Ausstellung Tu BiShvat – Fest der Bäume nimmt nicht nur ihre Schenkungen und Leihgaben an das Museum in den Blick. Auch die Alltagsmomente der Sammlerfamilien geben einen Eindruck von dem Netzwerk, das über die Stadt Chemnitz hinaus bestand. Es sind Familienfeste, Strandurlaube, Verlobungen und Wanderungen in der Natur, die einen sehr persönlichen Eindruck von ihren Leben vermitteln. Dank des Experten für jüdisches Leben in Sachsen, Jürgen Nitsche, und der Jüdischen Gemeinde Chemnitz, stellvertretend als Vorsitzende Dr. Ruth Röcher, sind diese Aufnahmen verschiedener jüdischer Familien recherchiert, gesammelt und aufbewahrt worden. Ihnen gilt großer Dank für die Unterstützung des Projektes Tu BiShvat – Fest der Bäume.

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Otto Theodor Wolfgang Stein (1877–1958)

Der Maler und Zeichner Otto Theodor Wolfang Stein (im folgenden Text Otto Stein) nahm unter den Malern in den 1920er Jahren eine besondere Position ein. Seine oft konservativ anmutenden Motive sowie die dunklen, mal pastellig aufgetragenen Farben waren beim kunstinteressierten Publikum in Deutschland beliebt. Weniger aus kunsthistorischen Gründen, mehr durch äußere Lebensumstände wurde das Leben und die künstlerische Entwicklung des Kosmopoliten und Netzwerkers in Chemnitz entscheidend geprägt und beeinträchtigt.

Jósef Rosner, Porträtfotografie Otto Th. W. Stein, 1929, Kunstsammlungen Chemnitz, erworben 1951

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Hugo Max Oppenheim (1861–1921)

Die Stadt Chemnitz war vor allem im beginnenden 20. Jahrhundert für ihre zahlreichen Textilunternehmen jüdischer und nicht-jüdischer Kaufleute und Fabrikant:innen in der Stadt und darüber hinaus bekannt. Die Spuren der Firma Heidenheim, Oppenheim & Co. reichen bis in das 19. Jahrhundert zurück. Gustav Heidenheim (1850–1899) gründete die Handschuhfabrik im Jahr 1879, die innerhalb weniger Jahre ein marktführendes Unternehmen wurde. Im Juli 1889 wurde sein Schwager Hugo Max Oppenheim Mitinhaber. Die beiden jüdischen Fabrikanten setzten auf eine moderne Präsentation ihrer Erzeugnisse. Nachdem sich Heidenheim infolge einer Kriegsverletzung aus dem Unternehmen zurückzog und kurz darauf das Leben nahm, führte Oppenheim das Geschäft erfolgreich weiter. Unter den geschützten Namen HOCO (für Handschuhe) und AGO (für Strümpfe) produzierten sie qualitätsvolle Ware wie Seiden- und Florstrümpfe, Wollgarne sowie Socken in Fantasie- und Unifarben, die bis nach Wien bekannt und beliebt waren. Ab 1897 wurde Oppenheim im Mitgliederverzeichnis des im Jahr 1860 gegründeten Vereines Kunsthütte zu Chemnitz verzeichnet. Im Jahr 1903 schenkte er der Kunsthütte das Gemälde Weiße Sklaven des italienischen Künstlers Enrico Savini aus dem Jahr 1862.

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