Musterung
14. November 2024

Sara Sizer

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Seit Anfang der 2000er Jahre hat Sizer mit Bleichmitteln auf farbigen Stoffen neue Möglichkeiten der Malerei erkundet. So wählt sie roten Samt als Ausgangsmaterial, der in gefaltetem Zustand mit Bleiche bearbeitet wird. Die Bilder sind gewissermaßen Abdrücke ihrer selbst, wie Fotografien von Licht gezeugt. Sie repräsentieren nicht.

Ausstellungsansicht: Musterung. Pop und Politik in der zeitgenössischen Textilkunst, 2020. Foto: Frank Krüger; courtesy: Kunstsammlungen Chemnitz

Sara Sizer

geb. in Dallas, Texas, USA, lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland

Sara Sizers Werke kann man aus unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachten. Auf den ersten Blick wirken sie wie Gemälde, die Tücher zeigen, als wären diese gerade entfaltet worden. So als würde sie Trompe-l‘Œil-Effekte suchen, mit denen sich die niederländischen Stilllebenmaler des 16. und 17. Jahrhunderts so hervorgetan haben. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass man ein Tuch betrachtet, das über einen Rahmen gespannt ist.
Diese Entdeckung wirft die nächste Frage auf. Fast fotografisch wirken die Falten, die aus dem Tuch herausbelichtet scheinen. Es ist Licht, dass den Stoff zu ungesehenen Landschaften zu modellieren scheint. Als wären die Stoffoberflächen lichtempfindlich wie Fotopapier und würden ein Äußeres einfangen oder spiegeln.
Ziemlich vertrackt sind Sara Sizers abstrakte Bilder. Dass was plastisch wirkt, ist eigentlich wieder Malerei. Die Stücke sind allerdings nicht konventionell mit Farbe gemalt. Ungrundierte Leinwand, der auf den Rahmen gespannte Malgrund, wurde mit Bleiche bearbeitet. Der Vorgang trifft sich somit nur oberflächlich mit dem des Malens: die Chemikalie kann mit dem Pinsel aufgetragen werden, es kann der gleiche Gestus entstehen, als würde gemalt, jedoch mit dem Unterschied, dass der Auftrag irreversibel ist – der Prozess kann zwar gestoppt aber nicht rückgängig
gemacht, nicht übermalt und nicht weggewischt werden. »Sizers Herangehensweise, die Herstellung von Bildern über einen chemischen Prozess zu steuern, führt zur Planung einer Form, zu einer Bildgestaltung, die eine Nähe zur Bildhauerei und zu photographischen Bildprozessen offenbart. Einmal auf der Bildoberfläche angelangt, teilen sie sich mit einer stillen Intensität und stoischen Präsenz mit.« (Falk Wolf) In allen Werken, auch in den dunkelsten, gibt es eine ungewöhnliche Lichtqualität, die hinter dem Bild selbst hervorzutreten scheint und der Szene eine besondere Atmosphäre verleiht.

Last, 2016, gebleichter Samt, 120 x 100 cm, courtesy: Sammlung Wethmar
Cleave, 2015, gebleichter Samt, 120 x 100 cm, courtesy: Cosar HMt,
Gate, 2018, gebleichter Samt, 100 x 130 cm, courtesy: Privatsammlung Steilmann