Die Wandteppiche erinnern bewusst an die Grafik und Ästhetik russischer Avantgardistinnen. Tatsächlich sind die Motive abstrahierte Codes, metaphorische Entwürfe für Mausoleen stillgelegter Kernreaktoren. Die Unsichtbarkeit von Atomenergie metaphorisch ins Bild zu setzen, ist ein wiederkehrendes Thema ihrer Installationen.
Yelena Popova
geb. 1978, Osjorsk, Russland, lebt und arbeitet in Nottingham, UK
Yelena Popovas Arbeiten erinnern an die Grafik und Ästhetik des russischen Konstruktivismus und Minimalismus. In ihrer Arbeit Landscape of Power, setzt sich die Künstlerin aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema Atomkraft auseinander. Wie wirkt sich die Entscheidung der Menschen für Atomenergie im Laufe der Zeit auf die Natur, Landschaften und unsere Gesellschaft aus? Die zentrale Installation The Scholar Stones Display besteht aus meditativ angeordneten Steinen auf Sockeln, die in einem aus Paneelen zusammengesetzten Boden eingesetzt sind.
Die gesamte geometrische Anordnung ist dem Graphitkern eines Kernreaktors nachempfunden. Die beiden Wandteppiche mit dem Titel Keep Safe (I und II) aus Jacquard-Gewebe symbolisieren künstlerische Entwürfe für Mausoleen stillgelegter Kernreaktoren. Popova, die ursprünglich aus der Geburtsstadt des sowjetischen Atomwaffenprogramms Ozyorsk kommt, besuchte in England stillgelegte Atomkraftwerke und wurde darauf aufmerksam, welche erheblichen Schäden und nachhaltigen Auswirkungen die Reaktoren verursachen.
Das gesamte Ensemble ihrer Arbeit ist als metaphorisches »Denk-mal«, und als ein fragendes Memento zu verstehen. Sowohl die Machtsysteme hinter jeder Energieproduktion als auch die Erzeugung von Energie müssen immer wieder befragt werden. Wie beeinflusst die Problematik der Entscheidung für Kernenergie unser Leben fühl- und sichtbar?
Der dritte Wandteppich Ripple-Marked Radiance (after Hertha Ayrton) ist eine Hommage an die erste weibliche Mitarbeiterin der Institution of Electrical Engineers, Hertha Ayrton (1854-1923), die sehr früh zur Produktion elektrischer Energie forschte. Alle Arbeiten Popovas fördern nicht nur Dialoge über die Möglichkeiten der Materialität der heutigen Malerei. Sie sind durch das Interesse verbunden, »ein komplexes Netzwerk aus Fakten, Fiktionen, Emotionen, Gesten, Materialien und Bildern zu schaffen, die sich auf die Welt außerhalb beziehen können« (Yelena Popova).